Auszubildende des Bildungsganges Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI) helfen, Akten von KZ-Opfern zu archivieren
Mit der Aktion der Arolsen Archives #everynamecounts wollen die Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI) am Joseph-DuMont-Berufskolleg im November ein aktives Zeichen gegen das Vergessen setzen. Bereits zum zweiten Mal unterstützen die Auszubildenden damit den Aufbau einer Datenbank.
Die Aktion #everynamecounts hat das Ziel, ein Online-Archiv mit rund 30 Millionen Dokumenten zu Verfolgten und Ermordeten des national-sozialistischen Regimes aufzubauen.
Die Mehrheit der Auszubildenden arbeitet in Bibliotheken. Nur wenige, wie Sigrid Haller-Rübbeck, hat den Schwerpunkt Information und Dokumentation. Haller-Rübbeck absolviert ihre Ausbildung im NS-Dokumentationszentrum „ELDE-Haus“. Dies war in der Zeit des Nationalsozialismus die Kölner Gestapo-Zentrale, in der ebenfalls Dissidenten und politische Widerstandskämpfer inhaftiert und getötet wurden. Während ihrer Ausbildung arbeitet sie immer wieder mit dem Archiv in Bad Arolsen zusammen.
„In den Arolsen Archives wurden nach dem Krieg alle Akten aus Konzentrationslagern in Deutschland sowie die Akten des International Tracing Service, des internationalen Suchservice, zusammengefasst“, erklärt sie.
Die Akten aus den Konzentrationslagern und des International Tracing Service wurden in der nordhessischen Kleinstadt zusammengetragen und gescannt. Über die Aktion #erverynamecounts geben Freiwillige den Namen und die Daten der Akten in eine Suchmaske ein. „Wenn die Daten dreimal unabhängig voneinander gleich eingegeben wurden, gilt das Dokument als verifiziert und wird in das Archiv übernommen“, erklärt die Auszubildende.
Als die Lehrerinnen und Lehrer des Joseph-DuMont-Berufskollegs von der Crowdsourcing-Initiative erfuhren, organisierten sie, dass die Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts sich daran beteiligten. „Allerdings ist nimmt es einen schon mit, wenn man sich die Schicksale den Menschen durchliest, von denen die Akten berichten“, sagt Maria Sieverding, Fachlehrerin bei den FAMIs. Wer bereits einiges über den Holocaust und die in den Konzentrationslagern Inhaftierten weiß, der erfahre durch die Beschäftigung mit den Scans viele weitere Details über die dortigen Verhältnisse. „Gleichzeitig kann man auch etwas zur Überlebenswahrscheinlichkeit im KZ sagen“, ergänzt Sigrid Haller-Rübbeck. So steht ein roter Winkel für politische Gefangene. Haller-Rübbeck: „Sie hatten in der Regel eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit, anders als jüdische Inhaftierte.“ Die aufgewendete Zeit für das Erfassen der Daten sei ein aktiver Beitrag gegen das Vergessen und eine gute Form, auch 77 Jahre nach Kriegsende an diese Gräuel zu erinnern, fügt sie hinzu.
Text: Bernadette Scheurer
Fotos: Arolsen Archives, hier und hier!