Der 9. November ist ein Datum, das in der deutschen Geschichte gleich doppelt Bedeutung hat – und uns bis heute zum Nachdenken bringt. Am 9. November 1938 brannten in Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört, Menschen wurden verfolgt, gedemütigt und ermordet. Die Novemberpogrome markieren den Beginn des systematischen Terrors gegen Jüdinnen und Juden, der in den Holocaust mündete.
51 Jahre später, am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer. Menschen in Ost und West jubelten, Grenzen öffneten sich, Deutschland wuchs wieder zusammen. Zwei Ereignisse an einem Tag – das eine steht für Hass, Ausgrenzung und Zerstörung, das andere für Freiheit, Mut und Zusammenhalt.
Gerade in Zeiten, in denen antisemitische Parolen, Hetze im Netz und Gewalttaten wieder zunehmen, ist es unsere Aufgabe, die Lehren aus der Geschichte ernst zu nehmen. Erinnern heißt nicht nur zurückzublicken – es bedeutet, Verantwortung in der Gegenwart zu übernehmen.
Der 9. November ruft uns dazu auf, hinzusehen, wenn Menschen ausgegrenzt werden, und den Mund aufzumachen, wenn antisemitische oder rassistische Worte fallen. Nur wenn wir uns gemeinsam für Respekt, Menschlichkeit und Demokratie einsetzen, kann das „Nie wieder“ mehr sein als ein Versprechen – es wird zu einer Haltung.
Dr. Jörg Maas für die Fachkonferenz Politik
Foto: Bundesarchiv